Eulenspiegel-Festspiele: Interview mit Maier-Bode

Regisseur Martin Maier-Bode
Regisseur Martin Maier-Bode Foto: Jochen Buchholz

Die Eulenspiegel-Festspiele sind immer wieder etwas Besonderes. In diesem Jahr wird Martin Maier-Bode als Autor und Regisseur für das Stück verantwortlich sein. Doch wer ist die Person, welche für den künstlerischen Part des Open-Air-Theaters verantwortlich zeichnet? Was macht den besonderen Reiz der Eulenspiegel-Festspiele aus und warum hat sich Martin Maier-Bode für den Auftrag in Mölln entschieden?

Wir haben mit Martin Maier-Bode ein Interview geführt und Näheres herausgefunden.

 

Das Interview mit dem Autor und Regisseur der Festspiele haben wir einmal zusammengefasst:

Martin Maier-Bode
Martin Maier-Bode

Einige Male hast Du ja bereits die Eulenspiegelstadt Mölln besucht. Wie findest Du die Stadt?
Ich kenne Mölln bereits aus meiner Kindheit, da zumindest als Tagestourist. Natürlich ist Mölln eine wahnsinnig schöne Stadt. Diese Verbindung aus Mittelalter, Wasser und dann diese eigentümliche Eulenspiegelgeschichte ist einzigartig. Man muss einfach sagen, Mölln ist eine schöne Stadt. Das steht fest.

Wie war es für Dich, zum ersten Mal auf dem historischen Marktplatz zu stehen, auf dem im August die Festspiele stattfinden?
Der Moment als ich zum ersten Mal auf dem Marktplatz stand, war elektrisierend. Zuerst einmal sieht man das Theater förmlich vor sich und das komplette Bühnenbild in dem man sich bewegt, ist erkennbar. Als ich das gesehen habe, wusste ich, dass man den historischen Hintergrund auf jeden Fall im Stück thematisieren muss. Der Marktplatz ist eine wie für ein Stück gemachte Szenerie. Auf jeden Fall ist es die richtige Wahl, diesen Spielplatz für die Eulenspiegel-Festspiele zu nutzen.

Woher bekommst Du Deine Ideen für das Stück, und wie schaffst Du es, als Nicht-Möllner, die lokalen Spitzfindigkeiten für das Stück herauszukitzeln?
Zentral ist die Fallhöhe, die entsteht wenn man über unsere Zeit und über das Mittelalter nachdenkt. In diesem Spannungsfeld zu sehen, was es im Mittelalter bereits gab und wir uns gar nicht vorstellen können, dass es so etwas schon damals gab.
Welche Ähnlichkeiten bestehen zwischen den Menschen im Mittelalter und uns? Dann wiederum zu sehen, wo die Unterschiede sind und wie enorm sich die Technik entwickelt hat. Das schafft ein Spannungsfeld, was Ideen „en masse“ im Kopf produziert.
Was die lokalen Spitzfindigkeiten angeht, erhalte ich Informationen vom Ensemble und das ist eine tolle Zuarbeit. Mir ist wichtig, das Lokale einzubinden. Durch meine Herkunft (Düsseldorf) kenne ich das Thema der Städtekonkurrenz zu diesem südlichen Vorort namens Köln und das findet sich ja hier in ähnlicher Weise wieder, zwischen Mölln und Ratzeburg.
Du lebst und arbeitest ja hauptsächlich in Düsseldorf, was ja doch mit einigen Fahrkilometern verbunden ist.

Worin liegt der Reiz, diese Entfernung auf Dich zu nehmen?
Tatsächlich ist die Entfernung zwischen Düsseldorf und Mölln weiter als man denkt, aber das Projekt und die Menschen die ich hier kennengelernt habe, sind wahnsinnig nett und ich finde das Thema Eulenspiegel halt so interessant. Das hat mich von vornherein gereizt, da wir Satiriker ja im Prinzip alle Eulenspiegel kennen. Eulenspiegel ist einer der ersten Menschen, von dem man weiß, dass er mit dem Mittel der Sprache im Mittelalter faktisch Satire betrieben hat, weil er den Menschen den Spiegel vorgehalten hat. Er ist manchmal sehr anarchistisch und manchmal sehr viel böser als ich das jetzt richtig fände. Das ist natürlich der Tatsache geschuldet aus welcher Zeit er stammt.

Hast Du schon das „Team Mölln“ mit seinen Mitwirkenden auf und hinter der Bühne kennengelernt?
Wie ist Dein Eindruck?
Das Möllner Team habe ich weitestgehend schon kennengelernt. Da ist natürlich das Kernteam um Jochen Buchholz, was die Festspiele hier immer betreut. Meine Regieassistentin und alle anderen Mitwirkenden sind alle ganz bezaubernde Menschen und das ist wirklich total toll sie kennenzulernen – sehr locker, aber man weiß was man will.
Das ist einerseits sehr professionell, andererseits aber auch mit viel Herz und das ist halt eine tolle Energie. Ich habe auch die meisten Darsteller zumindest kurz kennengelernt und das sind alles sehr nette Menschen, und ich freue mich unfassbar auf diese Arbeit. Sonst würde ich es nicht machen.
Was man bei den Akteuren tatsächlich sagen muss: es ist eine große Begeisterung da, man spürt wahnsinnig viel Herz, das ist die eine Seite und eine ganz wichtige Basis.
Ganz wichtig ist auch, dass man bei Einzelnen, die im Laienschauspiel und semiprofessionell unterwegs sind, professionelle Fähigkeiten erkennt. Viele machen ja die Festspiele schon sehr lang und das zeigt mir, dass es eine explosive Mischung aus professionellem Auftreten und Theaterbegeisterung gibt. Da freue ich mich unheimlich drauf.

Wann und wieviel wird geprobt, um das Stück pünktlich zur Premiere am 09.08. auf die Bühne zu bringen?
Im April fangen wir mit den Proben an und ab Juni / Juli kommt eigentlich eine fast tägliche Arbeit an dem Stück. Die Schlagzahl wird noch einmal deutlich höher, in der allerletzen Woche wird es dann noch einmal intensiviert, wenn wir auf den Platz gehen.
Man kann sagen wir stecken schon mittendrin. Erste Leseproben und Treffen gab es bereits. Wir arbeiten bereits seit fast einem Jahr daran.

Worauf freust Du Dich am meisten?
Ich freue mich wahnsinnig auf die Premiere als solches, aber dann freue ich mich am meisten auf die Gesichter von den Menschen aus Ratzeburg. Und zwar freue ich mich erst einmal auf die Gesichter, wie sie in der Pause sein werden, und dann freue ich mich ganz besonders auf die Gesichter, wie sie nach dem Ende des Stücks sein werden. Ich bin gespannt, mit diesen wahrscheinlich auch strahlenden Gesichtern, einen schönen Abend zu verbringen.

Was verbindest Du mit Till Eulenspiegel und was macht den besonderen Reiz an der Figur aus?
Till Eulenspiegel ist einer der ersten Satiriker im deutschsprachigen Raum. Das kann man wahrscheinlich verbrieft sagen. Die Eulenspiegelgeschichten, sollten sie auch vollkommen erfunden sein, haben einen satirischen Kern, weil sie dem Menschen den Spiegel vorhalten, manchmal sogar Machtsituationen kritisch anstrahlen.
Das ist eine Tradition, die in Deutschland eine große Rolle gespielt hat. Wir sind halt ein Volk der Satiriker und deswegen ist Eulenspiegel als Urvater dieser ganzen Figuren doch sehr interessant. Das ist auch ein Grund, warum ich auch an dem Projekt Eulenspiegel-Festspiele sehr interessiert war.

Ist Eulenspiegel für Dich ein alter Hut oder wie aktuell ist die Figur für Dich?
Eulenspiegel ist kein alter Hut sondern wahnsinnig aktuell. Ich glaube jede Zeit braucht auch immer Menschen, die über das lachen können was man tut und auch hinterfragen, was man tut.
Und gerade in unserer Zeit habe ich den Eindruck, dass sich Dinge immer schneller entwickeln, und wir müssen immer schneller auf Veränderungen in der Gesellschaft reagieren. Es ist in dieser Situation wahnsinnig wichtig, dass man sich kurz neben sich stellt und sich einmal beobachtet, bei dem was man tut und dass man dieses dann auch einmal hinterfragt. Das kann uns Eulenspiegel heute noch erzählen. Ich glaube, das erzählen wir auch ein ganz kleines bisschen, wenn auch sehr unterhaltsam und gar nicht so tiefschürfend, im diesjährigen Eulenspiegel-Stück.

INFOS
Weiterführende Informationen zu den Eulenspiegel-Festspielen finden Sie unter www.moelln-tourismus.de.
Als Hauptsponsor unterstützt die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg die Eulenspiegel-Festspiele, weitere Sponsoren wie die Stiftung Herzogtum Lauenburg, die buhck Gruppe und die Herzogtum Lauenburg Marketing Service GmbH ermöglichen dieses Großereignis für Mölln!

Sponsoren der Eulenspiegel-Festspiele 2018
Sponsoren der Eulenspiegel-Festspiele 2018