Halbzeit bei den Eulenspiegel-Festpielen 2018

Was für eine Zeit – mir, als sogenannter Produzent der Eulenspiegel-Festspiele rutscht kurz vor der Premiere immer ein wenig das Herz in die Hose. Klappt alles, sind die Sponsoren zufrieden, wie kommt das Stück beim Publikum an, sind alle vernünftig gebrieft worden und vor allem eins ist entscheidend – wie wird das Wetter?

Da hilft zum einen natürlich der Wettertrend im Fernsehen – Tageschau, Schleswig-Holstein Magazin und Co – sind meine Quellen. Am Tag einer Vorstellung der Eulenspiegel-Festspiele geht der erste Blick nach dem Aufstehen in den Himmel.  Sonne, Wolken, Regenwolken oder sogar Regen beeinflussen unmittelbar meinen morgendlichen Gemütszustand. Bei ungemütlichen Aussichten hilft auch der erste Kaffee nicht wirklich. Doch bevor Nervosität eintritt heißt es: erst einmal Ruhe bewahren, Kaffee trinken und schließlich das Handy zücken. Auf meinem Telefon gibt es vier Wetter-Apps, dazu noch zwei Internetseiten, die regelmäßig gecheckt werden. Morgens sucht man sich noch das beste Wetter aus dem Angebot aus.

Da schwitzt man Wochenlang und arbeitet auf den einen Tag hin. Es wurden bei Temperaturen jenseits der 30 °C, 300 qm Teppichboden verlegt, es wurde eine Tribüne mit 10.000 kg aufgestellt, Lichttechnik mit 140 Scheinwerfern installiert, kilometerweise Kabel gezogen, das Bühnenbild gebaut, Kostüme genäht, Bauzäune gestellt und geprobt, geprobt und nochmals geprobt. Alles mit dem Ziel, zur Premiere fertig zu sein und den ersten Gästen ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern.

Nähert man sich dem Vorstellungsbeginn, wird man zum Hobbymeteorologen legt alle Quellen parallel nebeneinander und versucht in der „Wetter-Weissagungs-Kugel“ mögliche Szenarien abzulesen und diese waren für den ersten Tag nicht sehr erbaulich. Eine relativ kleine aber heftige Unwetterfront näherte sich unaufhaltsam dem Festspiel-Gelände.

„It’s raining, Mölln – Halleluja!“

 

Kurzerhand musste entschieden werden, die Vorstellung um eine halbe Stunde nach hinten zu verschieben. Wie sich herausstellte, genau die richtige Entscheidung. Um 19:30 Uhr fegte das Unwetter einmal über die Eulenspiegelstadt – Blitze zuckten, Wassermengen fielen herunter, der Wind frischte in starken Böen auf. Wenn man dann in strömendem Regen steht, hofft man nur, dass Requisiten und Technik keinen Schaden nehmen.

Dann, „pünktlich“ zum verschobenen Einlass, ist das Unwetter vorbei, der Himmel klart auf.

Was zu diesem Zeitpunkt passierte, war unglaublich. Es verdeutlichte mir noch einmal, was für ein tolles Festspiel-Ensemble sich in diesem Jahr zusammengefunden hat: Die Schauspielerinnen und Schauspieler strotzten nur so vor Energie, die Helferinnen und Helfer strömten aus und legten die Sitze für die Zuschauer trocken, selbst das Premierenpublikum packte mit an. Die abgedeckten Requisiten wurden von ihren Regenmänteln befreit, Fenster im historischen Rathaus wieder geöffnet und nach kurzer Zeit waren wir spielbereit. Alle Positionen wurden zügig besetzt: Einlasskontrolle, Umziehhilfen, Maske, Requisitenumbauer, Security, Bewachungspersonal, Licht- und Tontechnik. Schließlich hörte man imaginär die Worte des Regisseurs „Und bitte“. Die Premiere der Eulenspiegel-Festspiele mit dem Titel „Im Rausch der Zeit“ konnte beginnen und sie war berauschend.

Heute, genau zur Halbzeit der Festspiele verblasst das Premierenerlebnis langsam und es wird sehr deutlich, welch fantastische Inszenierung in diesem Jahr auf der Bühne dargeboten wird. Autor und Regisseur Martin Maier-Bode hat mit seinem Co-Regisseur Sascha Mey ein fantastisches Stück gezaubert. Sascha Littig, einziger Berufsschauspieler im Ensemble, glänzt in seiner Rolle als Stadtarchivar Döbbersen. Aber auch die ehrenamtlichen Schauspielerinnen und Schauspielern in ihren kleineren und größeren Rollen funkeln auf der Bühne wie Diamanten in einer prall gefüllten Schatztruhe – jeder in seiner Rolle – jeder in seiner einzigartigen Weise.

Wenn man mich fragt, ob ich eine Lieblingsszene habe, fällt es mir schwer mich zu entscheiden. Es gibt so viele schöne Dialoge und Bilder im Stück. Die Zeitmaschine, umgesetzt von der Kostüm und Bühnenbildnerin Britta Bremer, ist sicherlich ein zentrales Element der Aufführungen, doch es gibt so viel mehr zu entdecken. Die vielen bunten mittelalterlichen Szenen, der Blick in die Zukunft, die grandiose musikalische Inszenierung unter der Leitung von Alexander Eissele  und besonders auch die ganz kleinen Gesten der jeweiligen Rollen – es fällt einfach schwer sich zu entscheiden.

Danke an alle, die dieses tolle Erlebnis alle drei Jahre ermöglichen und unterstützen. Noch gibt es fünf Vorstellungen doch schon jetzt dreht sich langsam das Gedanken-Karussell für die Eulenspiegel-Festspiele 2021, wenn es wieder heißt „Eine Stadt spielt Theater – und bitte“.

Tickets für die letzten Vorstellungen der Eulenspiegel-Festspiele erhält man auf www.moelln-tourismus.de