Level completed – Ausbildung geschafft

Die Zeit ist zuletzt gerast und die wenigen mir verbliebenen Tage meiner Ausbildung sind gezählt. Ein Resümee der vergangenen drei Jahre darf da natürlich nicht fehlen, aber lest selbst.

Ich habe diesen Blogbeitrag bereits einige Male begonnen zu schreiben und die Ideen doch jedes Mal wieder verworfen. So recht weiß ich immer noch nicht, welche Worte ich wählen soll, welche die Richtigen sind. Aber da ich das Gefühl habe, verbal nicht ausreichend kommunizieren zu können, wie dankbar ich für die vergangenen drei Jahre bin, wage ich einen nächsten Versuch es einfach niederzuschreiben. Außerdem habe ich nach den letzten beiden Ausbildungsjahren immer einen Blogbeitrag dazu verfasst, ich schulde ihn Euch also im Grunde genommen und komme gar nicht drum herum. 😀

Anfang 2018 habe ich mich aus einem Impuls heraus auf die Ausbildungsstelle zur Veranstaltungskauffrau beworben. Schon das Vorstellungsgespräch bot eine Achterbahnfahrt an Emotionen: es begann holprig, raubte einem durch die Aufgabe eine Veranstaltungsdurchsage mit Mikrofon zu simulieren den letzten Nerv und war doch irgendwie lustig. Ich bin wirklich mit dem Gedanken „Wow, das hat irgendwie Spaß gebracht.“ nach Hause gegangen – total schräg! Nach wenigen Tagen kam das Angebot die Ausbildung dort beginnen zu können und ich wagte den Schritt, wenngleich zögerlich, da ich unsicher war, ob dies wirklich der richtige Job für mich sei. Tja, was soll ich sagen? Ab da nahm dann alles seinen Lauf.

Seichter Start? Nein danke!

Direkt zu Beginn ins eiskalte Festspielchaos geworfen, hatte ich eigentlich gar keine Zeit, um erst einmal zurückhaltend und in Ruhe zu beobachten, was hier so vor sich geht. Ganz im Gegenteil, von heut auf morgen musste ich erfahren, was das Berufsbild der Veranstaltungskauffrau mit sich bringt. Einen Schlaf-Wach-Rhythmus, der immer dann durcheinandergebracht wird, wenn man gerade glaubt ihn im Griff zu haben. Eine unglaubliche Fülle an Dingen, die man bei der Organisation beachten muss und bei der man immer – Achtung: Spoileralarm – irgendetwas nicht auf dem Schirm hat. Und unglaublich viel Spaß! Wenn ich diesen Start so für mich Revue passieren lasse, war es definitiv besser einen so turbulenten und wuseligen Start zu haben, statt eines Zaghaften mit jeder Menge Berührungsängste.

Direkt zu Beginn meiner Ausbildung erhielt ich von meinem Ausbilder die „Warnung“, dass man nie wieder eine Veranstaltung, auf der man privat unterwegs ist, so erlebt, wie vor der Entscheidung diesen beruflichen Weg zu gehen. Ich habe das damals mit einem Lächeln abgetan, dann aber ziemlich schnell feststellen müssen, dass es tatsächlich stimmt. Mit dem Wissen einer Halbstarken und gerade noch in den Eventbabyschuhe habe ich bereits überall genauestens analysiert, was mir an der jeweiligen Veranstaltung gefällt und was nicht und wo vor allem Stolperfallen hinterhältig darauf warteten, dass ihr nächstes Opfer vorbeikommt. Freunde und Familie fanden es schlagartig unmöglich mit mir Events zu besuchen und verdrehten nur noch die Augen. Dagegen bin ich mittlerweile resistent und lasse mich auch drei Jahre später gern noch von anderen Veranstaltungen inspirieren.

Das erste Jahr verging, ich erlebte einmal alle Veranstaltungen aus unserem Hause mit und die Schonfrist verstrich. Statt mich zwei Tage die Woche zur Schule zu quälen, musste ich nur noch einen Tag Rechnungswesen ertragen. Und auf einmal habe ich irgendwie sogar Projekte übernommen, ohne wirklich damit gerechnet zu haben. Während der gesamten drei Jahre wurde mir von meinen Kolleginnen und Kollegen immer ein enormer Rückhalt gegeben. Ich wurde von Anfang an nett aufgenommen, wurde stets auf Augenhöhe behandelt und besonders mein Ausbilder hat mir mit seiner schier unbegrenzten Geduld jede noch so winzige Kleinigkeit erklärt (manchmal auch öfters als nur einmal). Genauso wie ich versuche meinen Kolleginnen IT-mäßig Dinge zu erklären, weil sie immer automatisch davon ausgehen, dass ich sowas kann – denn ich bin ja schließlich die Jüngste bei uns. Dass ich im Endeffekt auch oft nur nach einer Lösung im Internet suche behalten wir an dieser Stelle mal für uns… 😀

Die Kehrseite der Medaille – schmerzende Füße

Ob die vergangenen drei Jahre nur gut waren? Naja, wann ist mal etwas nur gut? Natürlich gab es auch Phasen, die enorm an einem zerrten. Zu wenig Schlaf, schmerzende Füße und die unliebsamen Aufgaben gehören dazu. Ich musste mich schon von fremden Menschen anpöbeln lassen, mich immer mal wieder verständnislosen Diskussionen aussetzen und während der ewig langen Bürozeit durch Corona und ohne einen Veranstaltungslichtblick am Horizont, war die Demotivation zwischenzeitlich echt groß. Also natürlich waren die vergangenen drei Jahre nicht immer nur gut, aber sie waren nie wirklich schlecht! Und so habe ich gelacht, geflucht, gejammert und eine Menge Quatsch gemacht.

Ich habe mit meinem Kollegen kleine Eulenspiegel-Fotos im Museum versteckt – sehr zum Leidwesen unseres Museumsleiters. Ich habe mit unserem Till Eulenspiegel Darsteller einige alberne Ideen realisiert – zum noch größeren Leidwesen unseres Chefs. Und ich habe mit meinen Kolleginnen getanzt bis zum geht nicht mehr, nachdem all die Anspannung der Veranstaltungsvorbereitung von uns abgefallen ist – zum noch viel größeren Leidwesen der anderen Veranstaltungsgäste, die (zumindest vom Gefühl her) auf einmal ganz schnell weg waren.

Ich konnte meine Kreativität entfalten, mich mit meinen Ideen einbringen. Ich konnte an meinen Aufgaben wachsen. Ich habe so viele neue und liebe Menschen kennengelernt. Ich habe Erfahrungen sammeln dürfen, die mein Leben unglaublich bereichern und es auch ein klein wenig besser machen. Aber ich muss auch immer noch eine ganze Menge lernen – da müssen wir uns nichts vormachen.

Eine Sache, die ich aber unbestreitbar gelernt habe, ist folgende: „Wenn jemand in Mölln dir etwas erzählt, das ein wenig verrückt klingt, spricht eine ganze Menge dafür, dass es wahr ist.“ Und ich liebe alles an dieser Tatsache! Wer Mölln kennt, versteht sicher, was ich meine. Wir sind schließlich nicht grundlos die Eulenspiegelstadt. Ich habe mein Herz an diese Stadt verloren und in Mölln ein Stückchen Heimat gefunden, das zu einem Teil von mir geworden ist. Ich wusste nicht, dass ich diesen Job wollte, aber ich habe erkannt, dass er genau das war, was ich gebraucht habe. Dieser Job hat mir so viel mehr gegeben, als nur die monatlichen Gehaltszahlungen. Und wenn mich zu Beginn jemand gefragt hätte, ob ich glaube in diesem Job so aufzugehen, dann hätte ich diesen jemand nur für verrückt erklärt.

Wehmut im Kreis der Großen

Seit genau einer Woche bin ich nun ganz offiziell eine ausgelernte Veranstaltungskauffrau. Im Grunde genommen hat sich nicht viel geändert, außer die Signatur meiner E-Mail. Ich habe bereits während der Ausbildung enorm viel Vertrauen und Verantwortung übertragen bekommen und keine typischen, ätzenden Azubiaufgaben (nur die ätzenden Aufgaben, die keiner gerne macht, aber jeder mal machen muss 😀 ). Und die paar Mal, die ich Kaffee gekocht hab, lassen sich an zwei Händen abzählen. Dennoch fühle ich mich nicht bereit nun zum Kreis der Großen zu gehören, das hat etwas Unumkehrbares an sich. Es ist ein tolles Gefühl die drei Jahre geschafft zu haben, aber es liegt eben auch ein wenig Wehmut darin.

Ich habe so viele schöne Erinnerungen an die vergangenen Jahre, habe viele tolle Momente erlebt, die zu teilen unglaublich viel Spaß bringen würde. Aber irgendwie sind sie doch auch etwas Privates, etwas dass nur mir gehört und den Menschen mit denen ich sie erlebt habe. Deshalb nehmt es mir nicht übel, wenn ich Euch mit der einfachen Aussage abspeise, dass ich hier drei ganz wundervolle Jahre erlebt habe.

Und ich bin noch viel gespannter auf die tollen Dinge, die da noch kommen werden. Mein Chef hat sich sehr dafür eingesetzt, dass ich bleiben kann, was – besonders in Zeiten wie diesen – nicht selbstverständlich ist. Also bin ich sehr gespannt, wie lange ich es hier aushalte bzw. wie lange man mich hier wohl noch erträgt. Alles in allem versuche ich hiermit nur irgendwie auszudrücken, wie dankbar ich allen bin. Euch, die Ihr das hier lest und immer zu unseren Veranstaltungen kommt, Euch freut und uns total liebes Feedback gebt. Aber vor allem meinen Kolleginnen und Kollegen, dass sich mich drei Jahre lang durchgeschleppt und „großgezogen“ haben. Und dass sie immer ein Stückchen mehr an mich geglaubt haben, als ich an mich selbst.

Es bleibt abzuwarten, wohin die Reise geht. Aber eins ist gewiss, sie bleibt sicher aufregend und spannend.

Eure Kathrin

die Nicht-Mehr-Azubi(e)ne

zuständig für Chaos- und Eventmanagement