Das Möllner Weihnachts-ABC

Wir haben eine alte Museumsausstellung reaktiviert und Euch als Blogbeitrag zur Verfügung gestellt. Wer mit dem Möllner Weihnachts-ABC in Erinnerung schwelgen will, ist hier genau richtig.

Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht kann sich der ein oder andere von Euch noch an das Möllner Weihnachts-ABC erinnern – eine vergangene Museumsausstellung im Historischen Rathaus.

In dieser Ausstellung hat sich unser Museumsleiter viel Mühe gegeben jeden einzelnen Buchstaben des ABC (Umlaute ausgenommen) mit weihnachtlichen Begriffen und Mölln Bezügen zu versehen. Dabei herausgekommen ist eine bunte Mischung mit viel Liebe zum Detail.

Tatsächlich schlummerten Teile dieser Ausstellung noch in den Tiefen unseres Hauses, sodass wir uns überlegt haben diese Ausstellung zu reaktivieren. Damit Ihr in den sicheren Genuss dieser Ausstellung kommen könnt, haben wir daraus eine kleine digitale Version in Form dieses Blogbeitrages gemacht.

Wer die wenigen Tage bis Heiligabend bei einem heißen Getränk und etwas zu Lesen verbringen möchte, kann hier in Erinnerung schwelgen und vielleicht sogar noch den ein oder anderen interessanten Fakt aufschnappen.

Daher wünschen wir Euch einen besinnlichen vierten Advent, habt viel Spaß mit den folgenden Ausführungen!  

A wie Adventskranz

Der Adventskranz kommt aus Hamburg

Der Hamburger Pastor Johann Heinrich Wichern (1808-1881) war ein bedeutender evangelischer Sozialpädagoge, der die in Hamburg noch heute bestehende soziale Einrichtung des „Rauhen Hauses“ in Hamburg-Horn (damals noch ein Dorf vor der Stadt) gründete.

Wichern schuf dort eine Heimat für Kinder aus Hamburg, die in der Stadt in großer Armut lebten. Er wollte durch Unterricht und Anleitung zur Arbeit deren Lebenssituation verbessern. Im Dezember fragten die von ihm betreuten Kinder immer, wann nun endlich Weihnachten sei.

1839 baute er aus einem alten Wagenrad einen ersten Adventskranz, der für jeden Wochentag eine kleine und für die Sonntage eine große Kerze trug. Nach 1860 entwickelte sich daraus der heutige Adventskranz mit vier Kerzen, der erstmals 1925 auch in einer katholischen Kirche in Köln aufgehängt wurde. 

B wie Betlehem

Für Christen in aller Welt ist die im heutigen Westjordanland gelegene Stadt Bethlehem ein Ort von besonderer Bedeutung. Sie gilt als der Geburtsort von Jesu; überliefertes Sinnbild ist die Darstellung des Jesuskindes in der Krippe.

Die Krippe auf dem Möllner Martplatz; Foto: © Kathrin Thomann

C wie Chenille

Was ist Chenille?

Chenille ist ein Gewebe, dessen flauschiger Charakter an eine Raupe (französisch Chenille) erinnert. Durch eine spezielle Technik beim Weben werden Fäden so verzwirnt, dass sie nach dem Schneiden seitlich abstehen und den Flor bilden.

Künstliche Weihnachtsbäume aus Mölln

Die Möllner Chenille-Fabrik in der Waldstadt wurde 1950 von Karl Walter Heerklotz gegründet. In einem Gebäude der ehemaligen Möllner Munitionsanstalt begann er mit Maschinen nach seinen Patenten mit der Herstellung von künstlichen Weihnachtsgirlanden und Weihnachtsbäumen, die unter der Markenbezeichnung „Möllner Tanne“ erfolgreich weltweit vermarktet wurden. Viele Kaufhäuser wurden mit „Möllner Tanne“ dekoriert. Zeitweise beschäftigte die Firma bis zu 100 Mitarbeiter:innen, bis die Produktion 1989 in Mölln eingestellt wurde. Die Fabrikation befindet sich heute im Ausland.

D wie Düfte

Gewürze gehören zu der schönen Atmosphäre in der Weihnachtszeit. Ihre Herkunft aus fernen Ländern machte sie teuer und geheimnisvoll. Im Mittelalter wurden sie buchstäblich „mit Gold aufgewogen“; in den Hansestädten lebten die „Pfeffersäcke“, reiche Kaufleute, die mit dem Handel sehr vermögend wurden.

Eine Auswahl feiner Gewürze wie z.B. Anis, Ingwer, Kardamom, Koriander, Nelken, Piment, Sternanis, Vanille und Zimt gehören traditionell in jede Weihnachtsbäckerei und erwecken allein durch ihren Geruch wohlige Erinnerungen an Kekse oder Feuerzangenbowle.

E wie Engel

In der Weihnachtsgeschichte nach Lukas sprach der Engel Gabriel zu Maria:

Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Seine Herrscharft wird kein Ende haben.

Und auch den Hirten trat ein Engel entgegen und sprach zu ihnen:

Fürchtet euch nicht, denn ich verkündige euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zu Teil werden soll. Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen; Ihr werdet ein Kind finden. Das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.

Engel haben eine tiefgehende Verbindung in der Geschichte um Weihnachten, so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie auf dem Möllner Weihnachtsmarkt umhergehen und den Leuten mit ihren strahlenden Flügeln und einigen Leckereien in ihren Körben eine Freude bereiten.

Engel auf dem Möllner Weihnachtsmarkt; Foto: © Jochen Buchholz
Engel auf dem Möllner Weihnachtsmarkt; Foto: © Jochen Buchholz

F wie Förtchen

Förtchen (auch Pförtchen) sind ein traditionelles Gebäck in Schleswig-Holstein. Es wird zu Weihnachten und Silvester gebacken (ähnlich wie Berliner). Sie werden in einer speziell ausgeformten Pfanne mit halbkugelartigen Vertiefungen auf dem Herd ausgebacken. Regional werden sie mit verschiedenen Füllungen wie Apfelmus, Pflaumenmus, Backpflaumen, Apfelstücken oder Rosinen gefüllt.

Förtchen wurden traditionell oft zu Weihnachten spät abends als letzte Speise gereicht; dieser Abend hieß „Vullbucksabend“ (Voller-Bauch-Abend), weil man gut und reichlich aß. Gerne wurden Pförtchen auch beim Rummelpottlaufen (was es damit auf sich hat lest Ihr unter dem Buschtaben „R“) von den Kindern erbeten.

Leider funktionieren die alten Pfannen auf modernen Herden nicht mehr, aber es gibt mittlerweile modernere Pfannen hierfür. Deshalb haben wir Euch ein Rezept für Förtchen (ergibt ca. 70 Stk.) zusammengetragen, vielleicht habt Ihr ja Lust es mal auszuprobieren:

Zunächst 500g Mehl, 2 Tüten Trockenhefe und einen ½ Liter Milch zusammen mischen und daraus einen Hefeteig kneten. Anschließend in eine separate Schüssel ½ Liter Milch, sowie 100g Zucker und 125g Grieß (Weichweizen- oder Kindergrieß) geben, einen Grießpudding kochen und mit dem Hefeteig verrühren. Das Gemisch an einem warmen Ort gehen lassen und in der Förtchenpfanne goldbraun backen.

G wie Glaskugeln

Crazy Christmas Hänger; Foto: © Kathrin Thomann

Weihnachtskugeln gehören traditionell zu unserem Tannenbaum.

In Deutschland werden Glaskugeln vor allem in Thüringen in der Gegend von Lauscha gefertigt. Seit 1848 ist die Herstellung von mundgeblasenen Kugeln belegt. Einer regional verbreiteten Legende nach wurden die Glaskugeln von einem armen Glasbläser aus Lauscha erfunden, der sich im Hungerjahr 1847 keine Äpfel oder Walnüsse als Baumschmuck leisten konnte.

Mit Hilfe primitiver Brenner entstanden zunächst kleine Kugeln, die mit einer gesundheitsschädlichen Legierung aus Zinn und Blei zur Verspiegelung versehen wurden.

Die Herstellung geschah im Familienverband. Die Frauen und Kinder tauchten die Kugeln in Farbe oder bestreuten sie mit Glimmerpartikeln. Den Vertrieb der fertigen Kugeln besorgten Verleger aus Sonnenberg.

Mit der Errichtung einer ersten städtischen Gasanstalt im Jahre 1867 konnten höhere Temperaturen erzeugt werden und größere dünnwandigere Kugeln geblasen werden. Um 1870 gelang es erstmals, Kugeln durch das Aufbringen von Silbernitrat glänzend zu machen. Zehn Jahre später gelangten die ersten Glaskugeln in die USA; der Absatz stieg dadurch stetig. Die amerikanische Handelskette WOOLWORTH eröffnete sogar ein eigenes Büro in Lauscha. Die Glasbläser, die bei der Vermarktung völlig von ihren Aufkäufern abhängig waren, gründeten 1907 eine eigene Glasbläser-Genossenschaft. Das Angebot von Kugeln und figürlichen Darstellungen wurde stetig dem Markt angepasst. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte 1947 die Fertigung von Glasschmuck wieder ein. Inzwischen war Konkurrenz in Gablonz (Polen) und sogar in den USA entstanden. In Lauscha wurden die Kugeln von Maschinen geblasen und bis zur Wende 1989 in den typischen einfachen Pappschachteln mit flachem Deckel in den Westen verkauft. Nach 1990 hat sich gläserner Weihnachtsschmuck aus Lauscha als typisches thüringisches Kunsthandwerk wieder etablieren können.

Mittlerweile gibt es Baumschmuck in allen Formen und Farben, es gilt: je verrückter, desto besser! Und wo passen die Crazy Christmas Hänger (erhältlich in der Tourist-Information) besser, als in der närrischen Eulenspiegelstadt?

H wie Heiliger Abend

Der Heilige Abend ist im deutschsprachigen Raum der Tag, an dessen Abend wir schenken und beschenkt werden. In vielen Familien gibt es an diesem Abend noch kein opulentes Festessen, sondern einfache Gerichte. Vermutlich ist dieser Brauch ein Rest von der 40-tägigen Fastenzeit, die einst dem Weihnachtsfest vorausging und erst am 25. Dezember endete.

Einen heiteren Gedanken zum Heiligen Abend äußerte Woody Allen einst:

Es ist schon das siebte Mal, dass meine Schwiegermutter an Weihnachten zu uns kommt. Dieses Mal lassen wir sie rein.

I wie Ilex

Zauberstab aus Harry Potter; Foto: © Kathrin Thomann

Die Stechpalme (Ilex) galt schon in der Antike wegen ihrer immergrünen Blätter und der leuchtend roten Beeren als Symbol des ewigen Lebens.

Die Germanen glaubten, dass man mit dem Dekorieren von Ilexzweigen in Haus und Hof die guten Geister, die Feen, locken konnte. Ilex galt als wirksame Abwehr von Blitzschlag, Hexen und anderen bösen Geistern.

In angelsächsischen Ländern werden heute noch Ilexzweige am Kamin aufgehängt, damit keine bösen Wesen durch den Rauchabzug kommen.

Im christlichen Glauben wandelte sich die Bedeutung dieser Pflanzen. Sie gilt nun mit ihren stacheligen Blättern als Sinnbild der Dornenkrone Christi und mit ihrer Dauerhaftigkeit als Symbol der Auferstehung.

Und was viel wichtiger ist – bei Harry Potter werden Zauberstäbe aus Ilexholz geschnitzt.

J wie Jul

Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben sich viele Weihnachtsbräuche internationalisiert. Selbst in nichtchristlichen Ländern tauchen Symbole des europäischen Weihnachtsfestes auf.

Auf der anderen Seite haben einige europäische Regionen ihre typischen Bräuche zum Jahreswechsel behalten. Das skandinavische Julfest ist ein Beispiel dafür. Früheste Belege für das Julbrauchtum stammen aus dem sechsten oder siebten Jahrhundert. Es rankt sich um heidnisches Winterbrauchtum, das sich nicht an einem festen Termin orientierte, sondern an variablen Faktoren wie den Mondphasen.

Im Mittelalter übernahm die Kirche die Bezeichnung und versuchte, das Julfest (analog zu Weihnachten) auf den 25. Dezember zu legen.

„God Jul“ heißt „Frohe Weihnachten“, der Julklapp mit mehrfach verpackten Geschenken, die getauscht werden, ist auch bei uns in Deutschland bekannt.

Aus vorchristlicher Zeit soll auch der „Julbock“ stammen, ein aus Stroh geflochtener Ziegenbock, der in der schwedischen Weihnachtstradition auf seinem Rücken die Geschenke trägt und deshalb in jedem Haus steht.

K wie Könige

Mit der überlieferten Ankunft der heiligen drei Könige am 6. Januar endet im neuen Jahr traditionell die Weihnachtszeit.

Die Erscheinung der drei Könige fußt auf einer Legende des 3. Jahrhunderts n. Chr., die den ursprünglichen Weisen des Morgenlandes, die als Sternendeuter dem Stern von Bethlehem folgten, den Rang von Königen gab. In der katholischen Kirche werden sie als Heilige verehrt.

Der Tag der Erscheinung des Herrn (Epiphanie) ist der 6. Januar. Ihre Geschenke an das Jesuskind sind Gold, Weihrauch und Myrrhe. Der Brauch des Sternsingens mit den, als Könige verkleideten, Darstellern wird noch heute von katholischen Kindern und Jugendlichen praktiziert und diente ursprünglich der Versorgung armer Menschen.

L wie Lieder

Stille Nacht – heilige Nacht?

Weihnachtslieder sind eines der wichtigsten Sinnbilder für eine besinnliche Weihnachtszeit.

Wenngleich wir im digitalen Zeitalter mehr denn je singen lassen – der emotionale Siedepunkt wird bei vielen Menschen sicherlich erreicht, wenn die Kerzen leuchten und die bekannten Weisen erklingen.

Das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ gilt weltweit als das bekannteste Weihnachtslied und ist im deutschen Sprachraum sicherlich ein Inbegriff des heimatlichen Weihnachtsbrauchtums und das seit über 100 Jahren.

Der Text entstand 1816, als der Hilfspfarrer Joseph Mohr (1792-1848) aus Oberdorf bei Salzburg den Text dichtete. Der Dorflehrer und Organist Franz Xaver Gruber (1787-1863) schuf die bekannte Melodie dazu; am Heiligen Abend 1818 wurde das Lied erstmals in einem Weihnachtsgottesdienst in der Kirche von Oberndorf aufgeführt. Von hier aus trat das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ seinen Siegeszug um die Welt an; heute ist es seit 2011 in Österreich zu einem Stück immateriellen Kulturerbes erklärt.

M wie Marzipan

Lübeck und Königsberg waren seit Jahrhunderten die bekanntesten Herstellungsorte für Marzipan. Zwei Legenden berichten davon, dass um 1407 bis 1409 während einer großen Hungerepidemie in beiden Städten „Brot“ aus den Zutaten für Marzipan (Mandeln und Zucker) hergestellt wurde.

Die Qualität eines guten Marzipans hängt von einem möglichst hohen Gehalt fein gemahlener Mandeln ab. Wusstet Ihr, dass „Lübecker Edelmarzipan“ einen Mandelanteil von 90% enthalten muss? Und das klassische „Königsberger Marzipan“ wird nach der Herstellung sogar geflammt und erhält so seine gebräunte Oberfläche.

Marzipankartoffeln; Foto: S. Herrmann und F. Richter via Pixabay
Marzipankartoffeln; Foto: S. Herrmann und F. Richter via Pixabay

N wie Nikolaus

Der historisch belegte Nikolaus war Bischof von Myra (in der heutigen Türkei) und wurde zwischen 270 bis 286 geboren und starb im Zeitraum von 326 bis 365. Mit 19 Jahren wurde er von seinem Onkel zum Priester geweiht und wurde dann Abt des Klosters Sion. Während der Christenverfolgung 210 wurde Nikolaus gefangengenommen und gefoltert.

Um seine Mildtätigkeit ranken sich viele Mythen, die schon kurz nach seinem Tod entstanden. Nach der Legende beschenkte Nikolaus einmal drei Jungfrauen, daraus entwickelte sich der Brauch, dass Kinder in der Nacht zum 6. Dezember einen Schuh aufstellen, damit der Nikolaus ihn mit kleinen Gaben füllt.

Der Nikolaus wird üblicherweise von furchteinflößenden Gesellen begleitet, die regional einen sehr unterschiedlichen Namen haben. Bekannt ist der norddeutsche Begleiter des Nikolaus, Knecht Ruprecht, der von Theodor Storm 1862 verewigt wurde:

Von draussen, vom Walde komm ich her;

ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!

Na liebe Leser:innen, wer von Euch musste dieses Gedicht in der Schule auch auswendig lernen und kann sich noch daran erinnern, wie es weiter geht?

O wie Oh du Fröhliche

Das Lied „Oh du fröhliche“ zählt zu den bekanntesten deutschen Weihnachtsliedern und wird in jedem Weihnachtsgottesdienst angestimmt. Aber wusstet Ihr, dass in den drei Strophen ursprünglich Weihnachten, Ostern und Pfingsten besungen wurden?

P wie Pfefferkuchen

Die Bäckerei in der Vorweihnachtszeit zählt sicherlich für viele Menschen zu den schönsten Erlebnissen der eigenen Kindheit.

Im Mittelalter gab es zum Süßen von Speisen nur Honig – zusammen mit den kostbaren Gewürzen entstand der „Pfefferkuchen“, der in alten Klosterrezepten als „libum = Fladen oder Kuchen“ bezeichnet wurde. Daraus entstand der Name „Lebkuchen“. In der Handelsstadt Nürnberg entwickelte sich dieses Gebäck zu einer besonderen Spezialität und wurde bis in die Städte der Ostseeküste verkauft. Lebkuchen war einst ein Grundnahrungsmittel – auch in der Fastenzeit – und entwickelte sich zu einer Luxusspeise, die üppig mit Mandeln und Nüssen verziert wurde. Schließlich mussten sogar Kirche und Obrigkeit gegen den allgemeinen Luxus einschreiten und verboten Lebkuchen als „sündhaftes Teufelszeug“.

Lebkuchen; Foto: Nicky via Pixabay
Lebkuchen; Foto: Nicky via Pixabay

Q wie Quempas singen

In einem Weihnachtsalphabet bereitet uns der Buchstabe „Q“ keine Schwierigkeit.

Der Quempas ist eine alte Gesangsform, bei der ein Lied zeilenweise von Sänger:innen gesungen wurde, die sich in den vier Ecken der Kirche aufstellten. Älteste Quellen erwähnen im 15. Jahrhundert zwei lateinische Weihnachtslieder, die so gesungen wurden.

An vielen Orten war der Brauch des Quempas-Singens ein fester Bestandteil des weihnachtlichen Brauchtums, sowohl in der Kirche als auch auf Straßen und Plätzen.

R wie Rummelpott

Das Rummelpottlaufen ist ein Brauch, der traditionell am Silvesterabend in Norddeutschland ausgeübt wird. Kinder laufen geschminkt und verkleidet von Tür zu Tür um Naschwerk oder Gebäck wie Förtchen oder Äpfel zu erbitten.

Der Rummelpott ist ein mit einem Trommelfell (oftmals diente hierfür eine Schweinsblase) überzogener Topf, auf dem mit Hilfe eines Stabes ein polternd („rummeln“) – schnarrendes Geräusch erzeugt wird. Es werden Lieder gesungen; erhalten die Sänger:innen keine Gabe, wird ein Spottlied angestimmt.

Seit den 1990er Jahren erinnert der neue Kult um Halloween an den vergessenen Brauch des Rummelpotts.

S wie Santa Claus

Unser heutiges Bild vom Weihnachtsmann als einen rundlichen, freundlichen Gabenbringer mit Sack und Rute entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert fortwährend. Er entwickelte sich im norddeutschen und mitteldeutschen Sprachraum zum weihnachtlichen Gabenbringer, während im Süden das Christkind diese Aufgabe übernahm.

1835 verfasste Hoffman von Fallersleben das bekannte Weihnachtslied „Morgen kommt der Weihnachtsmann“; auf einem 1848 erschienen Münchner Bilderbogen des Graphikers Moritz v. Schwind trägt die Darstellung des „Herrn Winter“ die Attribute des Weihnachtsmannes, der hier aber eher streng wirkt. Der in die USA ausgewanderte Karikaturist Thomas Nast zeichnete 1881 für das Magazin Harper´s Weekly eine Figur, die dem deutschen Weihnachtsmann sehr nahekam und mit dem Namen Merry Old Santa Claus bezeichnet war. Koloriert war diese Zeichnung in rot und weiß – den überlieferten Farben des Weihnachtsmannes – wie Nast ihn aus seiner pfälzischen Heimat kannte. Der für Coca Cola arbeitende Graphiker Haddon Sundblom, ebenfalls Sohn europäischer Einwanderer, schuf erstmals 1931 ein Bild vom Weihnachtsmann, das zum Stereotyp für das amerikanische und europäische Weihnachten wurde. Bis 1964 entstanden jährlich neue Motive, die sich weltweit zu einer idealisierten Darstellung des gütigen, Rauschebart tragenden Mannes mit der roten Zipfelmütze und dem prall gefüllten Geschenkesack entwickelten.

T wie Tannenbaum

Tannenbaum auf dem Marktplatz; Foto: © Jochen Buchholz

Der geschmückte Tannenbaum ist zum Synonym für das deutsche Weihnachtsfest geworden. Die Kirche als Besitzerin großer Waldflächen verbot das Schlagen von Tannenbäumen – erst mit der planmäßigen Pflanzung von Tannen und Fichten in Kulturen (ab Mitte des 19. Jahrhunderts) wurde dieses Verbot aufgehoben. Der Tannenbaum blieb aber zunächst ein Privileg adeliger Häuser.

Seit dem frühen 19. Jahrhundert fand der Weihnachtsbaum im protestantischen Norden seinen Weg aus den Häusern des Adels in die bürgerlichen Wohnungen. Der neue Brauch entwickelte sich langsam – 1828 galten Weihnachtsbäume in Hamburg noch als eine Neuerung, so auch in den schleswig-holsteinischen Städten.

Eine Kindheit in Mölln; Foto: © Kathrin Thomann

Die verbesserten Transportbedingungen durch den Bau der Eisenbahn nach 1850 und die Kriegsereignisse 1870/71 machten den Tannenbaum im ganzen damaligen Reichsgebiet populär – die Werkstätten aus Lauscha in Thüringen und dem Erzgebirge lieferten in großen Mengen die passende Dekoration für den Weihnachtsbaum.

Auguste Oppermann, Apothekerstochter aus der Marktstraße, schildert in ihren Möllner Erinnerungen den Moment, wenn die Kinder das weihnachtliche Wohnzimmer betreten durften. Auch hier durfte ein geschmückter Tannenbaum natürlich nicht fehlen. Wer sich für die lebhaften Erzählungen einer Möllnerin interessiert, kann das Buch dazu bei uns in der Tourist-Information erwerben – wir können es tatsächlich nur empfehlen.

U wie Ungeduld

Wer kann sich nicht daran erinnern: Die Ungeduld, mit der man in der Adventszeit vor den Auslagen der Spielzeuggeschäfte und Kaufhäuser stand und von den vielen Dingen träumte, die sich dort präsentierten. Der Unterricht begann, zumindest in der Grundschule, in der ersten Stunde mit einer brennenden Kerze, einer kurzen Geschichte oder einem Gedicht, das vorgetragen wurde. Und natürlich mussten mit der Blockflöte Weihnachtlieder geübt werden.

In der Schule und auch daheim wurden weihnachtliche Dekorationen gebastelt – aus Buntpapier, Stroh, bunten Metallfolien, Nussschalen und Holz. Bastelanleitungen gab es zahlreich in Zeitschriften und besonderen Bastelbüchern für die Weihnachtszeit.

Bekannt waren auch die Broschüren vieler Kaffeehändler, die in der Adventszeit an Kunden abgegeben wurden und die Wartezeit verkürzen sollten. Und über allem lag der typische Mandelgeruch von Pelikanol-Kleber und die Ermahnungen von Lehrern und Eltern, die Basteleien „ordentlich und mit Geduld“ auszuführen.

V wie Verschneites

Mölln ist von einer ganzen Reihe eiszeitlicher Endmoränen umgeben, die der Gegend besonders am heutigen Naturparkzentrum Uhlenkolk und hinter dem Heidberg ein Hauch von Mittelgebirge gibt. Bei Frost und Schnee verwandelt sich die Gegend in ein Wintermärchen.

Bekannt war die große Rodelbahn am heutigen Wildgehege, die die jungen und alten „Wintersportler“ aus der ganzen Region anzog. Die zugefrorenen Seen luden zum Schlittschuhlaufen ein. Und wer die Möglichkeit hatte, ließ sich ganz herrschaftlich in einem Pferdeschlitten kutschieren.

Die Möllner Kurverwaltung hatte um 1970 sogar ein eigenes Spurgerät für eine Loipe angeschafft.

Vielen älteren Möllnern sind die starken Schneefälle in den 1960er und 1970er Jahren noch in Erinnerung. Unsere Fotos aus den letzten 100 Jahren sollen daran erinnern, als „der Winter noch ein rechter Mann war, kernfest und auf die Dauer […]!“.

W wie Wunschzettel

Der Wunschzettel musste rechtzeitig vor Weihnachten an den Weihnachtsmann geschrieben werden. Er wurde so deponiert, dass der Weihnachtsmann ihn auch sicher finden konnte, zum Beispiel auf dem Fensterbrett. Manchmal dauerte es eine Zeit, bis er bei der morgendlichen Kontrolle endlich abgeholt worden war.

X wie X-mas

X-mas ist ein aus dem englischen und amerikanischen Sprachraum stammender Begriff, der erstmals im 16. Jahrhundert auftrat. Er geht möglicherweise zurück auf die griechischen Buchstaben Chi (X) und Rho (XP) als Abkürzung für das Wort „CHRISTOS (gr. XPIΣTOΣ).

In den USA taucht der Begriff X-mas erstmals um 1800 in einem Wörterbuch auf. Er sorgt bis heute unter amerikanischen Christen für Diskussionen, weil er stets mit kommerzieller Werbung in Verbindung gebracht wird und sich der Charakter des höchsten christlichen Festes zugunsten einer Profanisierung stark verändert hat.

Große Popularität erlangte der Begriff durch John Lennon und seine Single „HAPPY X-MAS / War is over“ die am 1. Dezember 1971 veröffentlicht wurde.

Der Verein „Deutsche Sprache e.V.“ hat den Begriff „X-mas“ als das überflüssigste und nervigste Wort des Jahres 2008 ausgewählt:

Der Begriff soll ein Kürzel für Weihnachten bzw. Christmas sein, er stehe aber im krassen Gegensatz zu allem, was man in Deutschland mit Weihnachten verbindet: Gemütlichkeit, deutsche Weihnachtstraditionen, Romantik, Christlichkeit […].

– aus der Begründung der Jury

Y wie Ysop

Zugegeben, dieser Buchstabe war dann doch eher kniffelig, aber wir haben uns einen Weg drumherum geschummelt und ganz geschickt eine, wenn auch nicht wirklich existente, Brücke zu Weihnachten geschlagen.

Ysop (auch Bienenkraut oder Eisenkraut genannt) ist eine Pflanze aus der Familie der Lippenblütler. Der Name kommt aus dem Hebräischen und bedeutet so viel wie „heiliges Kraut“. Seit dem 16. Jahrhundert wird sie als Kräuter- und Heilpflanze kultiviert. Ysop soll u.a. eine heilende Wirkung bei Entzündungen und Verdauungsproblemen haben. Bezüglich der vielen Leckereien zu Weihnachten wünschen wir Euch daher einen ungetrübten Genuss und gute Gesundheit für die Feiertage!

Ysop; Bild: © Marina Pershina via Pixabay
Ysop; Bild: © Marina Pershina via Pixabay

Z wie Zwölf Nächte

Seit Jahrtausenden hatten die Tage um den heutigen 25. Dezember für die Menschen in Europa eine große Bedeutung.

Heidnische und christliche Bräuche flossen im Laufe der Zeit zusammen und ließen zum Jahresende eine besondere Zeit entstehen – die „Zwölf Nächte“ oder „Rauhnächte“. Das Weihnachtsfest etablierte sich in der dunkelsten Zeit des Jahres; der 25. Dezember bedeutete die Zeit der Wintersonnenwende. Die Menschen hatten beobachtet, dass von diesem Zeitpunkt an die Tage allmählich wieder länger wurden. Die Sehnsucht nach Grün mag die Verwendung von Tannengrün oder immergrünen Pflanzen als Boten des neuen Lebens initiiert haben.

Reste eines vorchristlichen Glaubens haben sich in der volkstümlichen Überlieferung noch lange halten können. Die dunklen und kalten Nächte sah man als besondere Zeit an und verknüpfte damit zahlreiche abergläubische Gedanken.

„De Twölften sind so recht en Spökeltied“ hieß es überall auf dem Land. Man sorgte sich um das neue Jahr und versuchte in Erfahrung zu bringen, wie Wetter und Ernte werden würden.

Obstbäume wurden für einen guten Ertrag mit Stroh umflochten, auf dem Würste beim Schlachten gelegen hatten. Im lauenburgischen Landgebiet wurden Klöße von der Festtafel neben unfruchtbar gewordene Obstbäume vergraben.

Vielleicht gehen auch die heutigen Silvesterbräuche mit Böllern und Feuerwerk auf die Angst vor bösen Geistern zurück, die durch den Lärm vertrieben werden sollen. Auch ist selbst im 21. Jahrhundert immer noch der Glaube verbreitet, „[…] das man zwischen den Feiertagen nicht waschen darf!“ – aber vielleicht dient diese Behauptung auch zum Schutz der Hausfrauen, die nach den anstrengenden Festvorbereitungen der Schonung bedürfen…