Manch einer wird es bereits mitbekommen haben, übermorgen, am 2. Oktober, findet erstmalig die Kulturnacht in Mölln statt. Warum mich das Ganze nun so ins schwitzen gebracht hat, lest Ihr hier.
Manch einer wird es bereits mitbekommen haben, übermorgen, am 2. Oktober, findet erstmalig die Kulturnacht in Mölln statt. An wem das Ganze vorbeigezogen ist, der kann sich auf unserer Website einen Überblick über das Programm verschaffen.
Das Konzept einer Kulturnacht ist nicht unbedingt innovativ und neuartig, gab‘s aber so noch nicht in Mölln. Die Idee eine Kulturnacht in Mölln zu veranstalten, muss das erste Mal etwa 2012 aufgekommen sein, also lange vor meiner Zeit. Keine sieben Jahre später ist es dann nun auch endlich mal soweit. Wir Möllner brauchen halt manchmal etwas länger.
Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, dass mein Chef kurz nach Beginn meiner Ausbildung im letzten Jahr sagte: „Nächstes Jahr haben wir dann die Kulturnacht, eine neue Veranstaltung, das könnte dann eigentlich dein Projekt werden.“ Was soll ich sagen? Ehrlich gesagt, hab ich das bis zuletzt nicht so ganz ernst genommen. Frei nach dem Motto: „Ja ja, am Ende werden wir das sicher alle wie gewohnt zusammen planen.“ Da lag ich wohl etwas falsch.
Hm, aber wo fange ich an? Um Euch die Arbeit hinter so einer Veranstaltung mal etwas näher zu bringen, werde ich Euch gern einmal ein paar grobe Einblicke in die Prozesse geben. Ich hab zu Beginn beim Schreiberling meines Vertrauens eine Pressemitteilung in Auftrag gegeben, die auch über die Presse publiziert wurde und Künstler/innen und Locations zur Teilnahme aufrief. Meine Kollegin, die für‘s City- und Standortmarketing verantwortlich ist, hat ebenso ihren Einzelhandel in der Innenstadt sensibilisiert und immer mal wieder fiel bei begabten Leuten spontan der ein oder andere Hinweis, das man sich doch bewerben könne. Nach und nach trudelte auch die ein oder andere Bewerbung ein, aber hinter den Kulissen geschah erst einmal nicht viel. Lag ja alles noch in weiter Ferne und vorher galt es erst einmal die ein oder andere Veranstaltung zu stemmen.
Und dann war irgendwie ganz urplötzlich auch schon fast der September da. Verdammt. Es hatten sich noch nicht genügend Locations beworben, also mussten noch welche her. Manch ein Künstler hat wieder abgesagt, andere haben sich noch ganz kurzfristig angemeldet. Mit Künstlern wurden Spielzeiten vereinbart, Locations mussten besichtigt werden, Künstler wurden vermittelt, Locations mussten noch mal besichtigt werden. Ein ziemliches hin und her, aber doch gescheit gelöst. Zwischen all dem nur mal hier das Erfragen einer Meinung beim Kollegen oder das finale okay beim Chef abholen (natürlich nur pro forma 😉 ).
Interessant wurde es dann noch einmal beim zusammenstellen eines Programmhefts. Ich möchte nicht sagen, dass ich auf Kriegsfuß mit der Software bin, aber wir sind uns nicht immer ganz, nun ja.. sagen wir mal einig. War eine ziemliche Tortur, um es mal so auszudrücken. Umso erleichternder war‘s, als ich das Programmheft endlich in gedruckter Form in meinen Händen hielt. Und direkt die ersten Fehler entdeckte. Gut, kann jedem mal passieren, so ein paar kleine Schönheitsfehler haben wohl noch niemandem geschadet.
Beim Verteilen der Programmhefte in Mölln hab ich dann direkt mal wieder die Stadt besser kennengelernt und einiges entdeckt, was ich noch nicht kannte. Ich bin immer wieder überrascht, was für schöne Orte es hier an unerwarteten Stellen gibt. Mölln hat eben so einiges zu bieten. Und wie ich da so zwischen Tür und Angel Programmhefte verteilte, kam eine Nachricht von meinem Chef: „Hab einen Radio-Interview-Termin für die Kulturnacht für dich, wann bist du wieder da?“ Na toll, ich und ein Radio-Interview? Ganz große Klasse, wo ich doch noch nie vernünftig Vorträge vor der Klasse oder irgendwem halten konnte. Schadenfreude bei meinem Chef war hier schon gut vorhanden, sein einziger Kommentar: „Das gehört eben dazu.“ Letzten Endes hab ich das wohl einigermaßen meistern können, anhören werd ich‘s mir aber lieber nicht.
Zwischen all dem Gewusel wurden natürlich auch Pressemitteilungen versendet und mein Chef empfand es doch als sehr nett, wenn man in dieser Pressemitteilung auch mal erwähnen würde, dass das Ganze ein Azubi-Projekt ist und ich das ganz alleine stemme. Mit dem Zusatz, dass mir die Hilfe meiner erfahrenen Kollegen natürlich jederzeit zur Verfügung steht, damit es nicht für alle Welt so klingt, als wäre ich komplett auf mich allein gestellt. Schon klar. Und dann fiel meinem Chef noch kurzfristig ein, dass dazu ja eigentlich auch ein Foto von mir gehört. Na klar doch, meine Begeisterung ging gegen null. Wie das nun mal so ist, wenn die Haarwaschtage nicht mit den sozialen Ereignissen im Einklang gehen und man sich eben nur einen gammeligen Zopf gemacht hat. Beim Fotografieren knallte mir die Sonne dann noch direkt ins Gesicht und blendete mich vom Feinsten, sodass mir meine Augen schon fast tränten. Mein Hinweis darauf wurde nur abgetan mit: „Das passt schon.“ Und weil das schon so passt, durfte ich mir im Nachhinein erst mal schön anhören, wie gut ich doch meine Augen zusammenkneifen kann. Ehrlich Chefe? Kein Kommentar, echt. In der Hoffnung darauf, dass hoffentlich niemand dieses Foto (siehe oben oder lieber nicht) abdrucken würde, wurde ich auch hier enttäuscht. Gefühlt reicht die Fülle der Publikationen für eine neue Wandtapete.
Und als wenn das alles schon nicht genug wäre, kam bei unserem wöchentlichen Teammeeting vergangene Woche dann die nächste Hiobsbotschaft. Ich wusste bereits, dass irgendwas auf mich zukommen würde, da sich kurzfristig auf der Tagesordnung der Punkt „Presse Kulturnacht“ wiederfand und das konnte nichts gutes verheißen. Ausmalen wie schlimm es werden würde, konnte ich mir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht. Und so begab es sich, das mein Chef und mein Ausbilder sich grinsend gegenseitig fragten, wer die tolle Botschaft denn überbringen mag. Und so ließen mich die folgenden Worte erst einmal die Hände vor’s Gesicht schlagen und vor lauter Verzweiflung lachen: „Der NDR hat angerufen und war ganz erstaunt, dass die Kulturnacht wirklich ein Azubi-Projekt ist. Sie möchten dich am nächsten Mittwoch bei deiner Arbeit mit einer Kamera begleiten.“ Das kann doch nicht wahr sein. Bei diesem Teammeeting schien irgendwie jeder seinen Spaß zu haben, nur ich nicht.
Gut, fassen wir meine Gedankenwelt kurz zusammen, um ein Ende für diesen Blogbeitrag zu schaffen. Die Kulturnacht findet erstmalig statt und keiner weiß, wie das Konzept angenommen wird. Gerade weil nun in aller Munde ist, dass es sich dabei um ein Azubi-Projekt handelt und mein Name als Projektleitung damit in Verbindung steht, mache ich mir natürlich besonders Gedanken darüber, ob genügend Leute kommen werden und ob sie es gut finden. Zusätzlich will man einen Fernsehbeitrag daraus machen, obwohl ich mich gefühlt nicht einmal vernünftig artikulieren kann und um den Herren vom NDR mal zu zitieren: „Wir wollen Sie nicht scheitern sehen, das wird sicher eine tolle Veranstaltung. Aber Ihre Angst ist genau die Art von Emotion, die wir für unsere Zuschauer wollen und dann wird es sicher auch noch die ein oder andere Kleinigkeit geben, die nicht ganz so wie geplant läuft und auf die man spontan reagieren muss. Und das ist das Spannende daran.“ Wo genau mir mein Kopf gerade steht, weiß ich nicht so recht, aber hey, Mittwoch Nacht ist der ganze Spuk vorbei und kurz darauf werde ich mich erst mal in den Urlaub verabschieden. Das hab ich dann wohl dringend nötig.
Also, wer von Euch Lesern Mitleid mit einem völlig ahnungslosen, ja hoffnungslos verlorenem, gar ausgebeutetem (alles nur Spaß) Azubi hat, der möge doch bitte am Mittwoch zur Kulturnacht kommen und Spaß daran haben. Damit wäre mir schon sehr geholfen, danke!
Wie dieser spannende Krimi ausgeht werdet Ihr nach der Kulturnacht erfahren, wenn ich mein Resümee gezogen habe. Bis dahin heißt’s abwarten und vorbeikommen. Ich freue mich jedenfalls über jedes neugierige Gesicht, das Teil der ersten Möllner Kulturnacht und somit vielleicht dem Beginn einer tollen neuen Tradition sein möchte.